Aktuelle Disserationsarbeit

Doktorand

Martin Thiele, Jena

 

Arbeitstitel

Geschichte des ökologisch orientierten Landbaus in Sachsen bis 1945

 

Lehrstuhl

Lehrstuhl für Volkskunde / Empirische Kulturwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

 

Beschreibung

Auf den ehemaligen Rittergütern Heynitz und Wunschwitz wirkte Benno von Heynitz zusammen mit seiner Ehefrau Eleonore in Sachen ökologischer Landbau wegweisend, indem sie in den 1930er Jahren die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise einführten. Dies machte diese vergleichsweise abgelegene Region zum Mittelpunkt alternativer Landbaupraktiken in Sachsen und ganz Ostdeutschlands. Diese Bedeutung steht in gewisser Hinsicht in markantem und merkwürdigen Widerspruch zur Situation heute. Heute bildet Sachsen unter den Flächenländern das Schlusslicht in Deutschland dar. Nicht nur dies: Nachdem nach der Wende ein großer Teil der alten LPGs in Agrargenossenschaften überführt wurde, werden alternative Formen der Landwirtschaft häufig als "West-Importe" wahrgenommen - also ohne tiefere historische Verankerung und Tradition in Sachsen. Diese Erinnerungslücke muss in diesem Zusammenhang sichtbar und greifbar gemacht werden.


In der anstehenden Dissertation soll diese verdrängte und vergessene Geschichte der biologisch-dynamischen Landwirtschaft in Sachsen rekonstruiert und ihre Entwicklung zwischen ihrer Inkubationsphase der 1920er-Jahre und ihrer Institutionalisierungsperiode der 1930er-Jahre untersucht werden. Dabei spielen die Güter Heynitz und Wunschwitz eine Schlüsselrolle in dieser Untersuchung und dienen als Fallbeispiele.

 

Doch was nützt eine Geschichte ohne ihre Ideen? Natürlich müssen auch diese untersucht werden. Aber auch die Widerstände, die solchen alternativen Bewegungen entgegenstanden, werden analysiert und in den Gesamtkontext des Entwicklungspfades „biologisch-dynamische Landwirtschaft“ integriert. Am Ende dieses Dissertationsprojektes soll die Rehabilitation dieser wichtigen Entwicklung im Verständnis der Ostdeutschen stehen.