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Lokale Gemüsesorten in Sachsen – Projektergebnisse aus zwei Jahren Sichtungsarbeit

Schaubeete Schlosshof Heynitz 2022, Fotos: Eike von Watzdorf

Der Gemüsesamenbau in Sachsen konnte in den vergangenen zwei Jahren durch das Projekt “Mehr Vielfalt und Regionalität bei Bio-Frischgemüse im Großraum Dresden durch Rekultivierung traditioneller Gemüsesorten” in drei Betrieben unterstützt werden. Initiiert vom Ökolandbau-Museum Schloss Heynitz e. V. ,  gefördert vom Land Sachsen und koordiniert durch die gemeinnützige Gesellschaft ProSpecieRara wurden in den Gärtnereien Landwirtschaftsbetrieb Johannishöhe in Tharandt, Saatguterhalt und Jungpflanzen Albrecht Vetters in Wilschdorf und deinHof in Radebeul historisch sächsische Gemüsesorten gesichtet, vermehrt und hinsichtlich der Eignung für den professionellen Anbau bewertet. Trotz herausfordernder Witterungsverhältnisse, mit einem sehr nassen und einem sehr heißen und trockenen Sommer, sind einige gute Ergebnisse im Anbau zu verzeichnen. Insgesamt wurden in den Projektgärtnereien rund 30 Sorten gesichtet. Etwa die Hälfte davon hat nachweislich eine sächsische Zucht- oder Anbaugeschichte. Die anderen Sorten kamen aufgrund eines Mangels an sächsischen Sorten aus der DDR-Sortensammlung der nationalen Genbank des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben (www.ipk-gatersleben.de) hinzu oder waren als Vergleichssorten im Anbau. Beispielsweise wurde vom Handel der Wunsch nach lokalen Stangenselleriesorten und Blumenkohl geäußert. Hier konnten bisher keine eindeutig sächsischen Sorten gefunden werden, es wurde auf Sorten der DDR-Sammlung zurückgegriffen.

 

Die begutachteten Gemüsesorten lassen sich grob unterteilen in solche, die bereits jetzt schon für den professionellen Anbau geeignet sind, solche die für den Hobbyanbau geeignet sind und Sorten, die Potential für den professionellen oder den Hobbyanbau haben. Bei letztgenannten ist weitere Selektionsarbeit nötig, beispielsweise um eine ausreichende Einheitlichkeit der Pflanzen zu erreichen. Einige der Sorten konnten noch nicht auf ihre Eignung hin bewertet werden. Gut für den Hobbyanbau geeignet sind beispielsweise der Kopfsalat “Fürchtenichts”, die Stangenbohne “Delitzscher Edelwachs” und der Kohlrabi “Böhmischer Strunk”. Auch der Knollensellerie “Dresdener Markt” ist für den Hobbyanbau geeignet und kann mit etwas Sortenpflege, d.h. weiteren Jahre des Anbaus und der Auslese, auch für den professionellen Anbau interessant werden. Besonders geworben werden soll hier für die folgenden drei Sorten, für die wir Betriebe suchen, die sie auf ihren Flächen testen:

  • Die ‚Dresdener Plattrunde‘-Zwiebel wurde schon ausführlich in mehreren Berichten geehrt. Sie hat ihren Anbautest auf Hof Mahlitzsch bei Nossen bestanden. Hier wurde 2022 knapp eine Tonne geerntet. Die Saatguternte in Wilschdorf fiel ebenfalls gut aus, so dass Saatgut zur Verfügung steht. Der Auenhof in Ostrau, der die Zwiebeljungpflanzenanzucht in diesem Jahr durchgeführt hatte, würde dies auch für weitere Interessenten in 2023 durchführen.
  • Das Radieschen ‚Dresdner Bündel‘ wurde ebenfalls in Wilschdorf vermehrt und hat den ersten größeren Testanbau zur Vermarktung bei deinHof bestanden. Auch hier steht genügend Saatgut zur Verfügung.
  • Der Knoblauch ‚Radeberger‘ wurde in der Gärtnerei der Solidarischen Landwirtschaft deinHof angebaut und bereits von den Mitgliedern verspeist. Im Herbst wurde nun ein größerer Vermehrungsbestand gesteckt, um am Ende des kommenden Jahres Knollen für den Testanbau an andere Betriebe abgeben zu können.

Einige Sorten haben durch unser Projekt den Weg in den Angebotsbestand der beteiligten Samengärtnereien gefunden. Für Hobbygärtner im Angebot sind inzwischen folgende sächsische Sorten: die Buschbohne ‚Cecilie‘, das Radieschen ‘Dresdner Bündel’, die Zwiebel ‘Dresdener Plattrunde‘, die ‘Bautzner Kastengurke’, der Kopfsalat ‘Fürchtenichts‘, der Kohlrabi ‘Böhmischer Strunk’ und die Fleischtomate ‘Schlesische Himbeere’. Saatgut für Hobbygärtner ist unter www.samenbau-nordost.de erhältlich.  

 

Ulrike Meißner, Projektkoordination